Ein Literaturkrimi aus dem wahren Leben: Der amerikanisch-isrealische Autor Benjamin Balint erzählt von der juristischen Auseinandersetzung um den Nachlass Franz Kafkas.
Der hatte einst seinen Freund Max Brod gebeten, die Papiere aus seinem Schreibtisch – Briefe, Erzählungen, Notizen, Romanfragmente – nach seinem Tod zu verbrennen. Doch Max Brod fühlte sich verpflichtet, diese literarischen Schätze für die Nachwelt zu bewahren, rettete sich auf der Flucht vor den Nazis in einem Koffer nach Israel, wirkte an ihrer Veröffentlichung mit, schenkte sie schließlich seiner Sekretärin und engen Vertrauten seiner letzten Jahre, Esther Hoffe.
Als deren Tochter Eva den Kafka-Nachlass erben soll, erhebt jedoch die israelische Nationalbobliothek Ansprüche. Gleichzeitig bemüht sich das deutsche Marbacher Literaturarchiv um den Nachlass.
Wem gehören ein Autor und sein Werk? Nur sich selbst, der Allgemeinheit oder einer Nation? War Kafka ein deutscher, ein jüdischer, ein tschechischer Autor?
Balint wirft anhand des Erbrechtsstreits viele spannende moralische, politische und historische Fragen auf und eröffnet dabei hoch interessante Einblicke auf Leben und Werk Kafkas sowie ein Stück (Kultur-)Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Sehr vielschichtig und dabei hervorragend lesbar.
- Benjamin Balint, Kafkas letzter Prozess, Aus dem Englischen von Anne Emmert, Berenberg, 336 Seiten, 25 Euro.